„ROMÈO ET JULIETTE“ - 4. März 2005

Akustisch und optisch ist Rolando VILLAZÓN ein Glücksfall und eine Freude. Mein dritter Roméo auf der Wiener Opernbühne, aber der Erste zum Verlieben, und dies obwohl er mit durchaus hochkarätigen Sängern konkurrieren mußte. Dieses Wiendebüt hat endlich einmal ungeteilte Aufmerksamkeit gehabt und zeigte uns einen wirklich interessanten Sänger mit ganz starker Ausstrahlung. Seine Stimme ist zwar nicht sehr groß ( ist offenbar auf den Tonträgern ganz stark aufgedreht worden), aber sehr gut geführt. Rolando Villazón versteht es außerordentlich gut, seine Stimme zu steuern, zurückzunehmen, herrliche Piani zu singen, aber dann doch strahlende Kraft und Dramatik für die Höhen aufzubringen.

Seine Diktion ist sehr gut, er singt differenziert, sein Französisch auch für französische Ohren fast perfekt, und seine Darstellung von einer seltenen Natürlichkeit (wäre er nicht Sänger geworden, er könnte ein ebenso guter Darsteller sein). So eine Darstellung wünschte man sich immer. Unter den jungen Tenören ist er sicher jener, der auf Anhieb am meisten beeindruckt hat, und mit den besten Chancen, sich sehr breit zu entwickeln.

Aber auch die Juliette von Juanita LASCARRO hat einiges dazu beigetragen, daß der Abend ein gelungener war. Ihre Darstellung harmonierte sehr gut mit jener ihres Romeos, allerdings war ihre Gesangsleistung nicht ganz lupenrein. Die Stimme hat leider in der Höhe immer wieder Brüche gehabt, und die Höhen waren sehr oft unsauber und gebrochen. Aber daran muß man die Gesamtleistung nicht messen.

Die kleineren Rollen waren nahezu alle mit hauseigenen Sängern sehr gut besetzt. Alfred SRAMEK ein würdiger und stimmgewaltiger Capulet, Stella GREGORIAN ein netter, wenn auch nicht ganz brillanter Stéphano; das Gefolge der Montague und Capulet, Tybalt/Marian TALABA (etwas undeutlich, aber kräftige Stimme), Benvolio/Meng Chie HO und Mercutio/Marten Frank LARSON (sehr aktiv), Pater Laurent/Walter FINK, le Duc/Ain ANGER. Allesamt gute Stimmen und mit Freude bei der Sache. Ein Debütantin gab es in der Rolle der Gertrude mit Janina BAECHLE, die sich in de nicht ganz einfachen Inszenierung gut behauptete.

Und zur Inszenierung: Ich kann noch immer keinen Gefallen daran finden, auch wenn sie von Jürgen FLIMM stammt. Dies gilt auch für die Kostüme von Birgit HUTTER. Sieht man verschiedene Sänger in der Rolle/Kostüm, merkt man, daß der Kostümbildner bei einer Neuinszenierung und Premiere nicht an mögliche Folgesänger denkt. Das wäre aber sehr von Vorteil.

Der Dirigent Claude SCHNITZLER, ein Neuling für mich, war mit den Sängern nicht immer ganz auf Linie, aber mit dem ORCHESTER und CHOR gab es gutes Verständnis, wenn auch die Klangfarbe nicht immer harmonisch war. EH