„LE NOZZE DI FIGARO” - 4. April 2005

Zwei Sänger, die in Wien noch nicht bzw. nicht viel gesungen haben, waren Anreiz für mich, eine Aufführung zu besuchen, die sonst sicher keine Überraschung erwarten ließ.

Der Hausdebütant Ludovic TEZIER sang den Grafen Almaviva. Dem Sänger ging, vor allem aus den französischen Medien ein ausgezeichneter Ruf voraus. Schöne Stimme , ausdrucksstarker Gesang und ausgezeichnete Mozartkultur. Nun, dem kann ich mich so euphorisch nicht anschließen. Herr Tézier hat eine nicht gerade auftrumpfende Stimme und auch ohne besondere Charakteristika. Über Mozartkultur könnte man reden, aber ausdruckstark war der Gesang nicht besonders. Alles in allem war ich eher enttäuscht.

Aber Erlebnisse auf der ganzen Linie gibt es wohl nicht und so mußte ich mich mit einem vorzüglichen Figaro bescheiden. Erwin SCHROTT heißt der junge Bariton, der in der Rolle des Figaro sprühte, scherzte, sich behauptete, mit kräftiger, wohl klingender Stimme bestach und auch optisch eine Freude war.

Überhaupt war das Dienerpaar weit glaubwürdiger als das gräfliche Paar. Ildiko RAIMONDI ist in der Inszenierung eine erprobte Susanna, die im lockerem Zusammenspiel mit Angelika KIRCHSCHLAGER als ebenso erprobtem Cherubin ein gute Quantum an Humor einbrachten.

Hingegen sieht man in Ricarda MERBETH eine selten steife und emotionslose Gräfin. Die Stimme klingt auch wie „schockgefroren“ und ohne Schmelz. Bei der ersten Begegnung mit der Sängerin in der Rolle dachte ich noch, es hätte an dem Dirigenten gelegen gewesen, daß kein Funke überspringen konnte.

Die Nebenrollen (Stella GREGORIAN, Ain ANGER, Bori KESZEI ,Michael ROIDER) waren allesamt sehr zufrieden stellende Gestalter.

Jun MÄRKL am Dirigentenpult war auf flotte Tempi aus, was sich als so schlecht nicht erwies.

Nicht der beglückende Abend, den ich mir gewünscht hätte, aber das gibt es eben nicht immer. Applaus wurde teilweise wohlwollend, teilweise höchst bescheiden gespendet. EH