UND WIEDER MOZART...

Am 17.12. läutete die Wiener Volksoper das Mozart-Jahr 2006 mit einer Neuinszenierung der "Zauberflöte" ein. Als Kummer gewöhnter Opernbesucher hat man mit dieser Inszenierung von Helmut LOHNER einmal nicht gelitten. Das Werk war ohne großartige Erklärungen und ohne Gehirnakrobatik zu erkennen, und man konnte somit die ganze Aufmerksamkeit der Musik und dem Gesang widmen. Helmut Lohner hat mit einfachen Mitteln das Werk sachlich auf die Bühne gebracht, das Bühnenbild von Johan ENGELS ist sehr funktionell und bietet alles, was zum Werk gehört, Schlange, Feuer, Wasser, Licht und Dunkel, die Umbauten gehen rasch. Die Drehbühne schiebt, versenkt, erhöht.

Mit den Kostümen von Marie-Jeanne LECCA war ich nicht ganz so glücklich, weil sie seltsam gemischt waren, die drei Damen sahen aus, wie einem Etablissement à la Moulin Rouge (von Toulouse-Lautrec gemalt) entstammend, hingegen trat Papageno in einem Straßenanzug auf, und das Vogelfängerkleid war lediglich an dem spärlichen Federnhut zu erkennen. Die Königin der Nacht und Sarastro waren einem Märchen entstammend, der Prinz Tamino und Pamina, waren nicht "standesgemäß" gekleidet, noch dazu für Pamina unvorteilhaft. Es wunderte mich schon sehr oft, daß bei den Kostümen zu wenig Rücksicht auf die Darsteller/Figur/Typ genommen wird...

Gesanglich war zwar nicht alles Eitel und Wonne, aber die Volksoper hat eben nicht die Ressourcen, sich allererste Kräfte für alle Rollen zu engagieren, und da ist dann schon ein bißchen Qualitätsverlust gegeben.

Auf der Habenseite steht der Papageno von Paul Armin EDELMANN. Wunderbare Diktion und wunderbare Stimme, komödiantischer Einsatz, ein Papageno zum Verlieben, was sich bei Papagena wunderbar ergibt, von Daniela FALLY humorvoll und stimmlich ausgeglichen gesungen. Prachtvoll die drei Damen Edith LIENBACHER, Adrineh SIMONIAN und Elisabeth KUHLMANN. Noch immer auf der Habenseite Sarastro Kaiser NKOSI, dem es ein bißchen an profunder Tiefe fehlte, dafür aber entsprechende Noblesse ausstrahlte.

Tamino wurde von Mathias KLINK sehr kräftig gesungen, forcierte zumeist und ließ es an Schmelz fehlen, aber vermutlich war das der richtige Weg, denn sonst wäre er von dem Orchester zugedeckt worden. Sehr gut der Einsatz der drei Knaben, (drei Wiener Sängerknaben).

Damit war die Habenseite schon ausgefüllt und in den anderen Rollen ging es eher auf Mittelmaß zu. Das beginnt bei Pamina von Jessica MUIERHEAD, deren Wortundeutlichkeit noch die der Königin der Nacht überstieg, und die mit dem Mozartstil und Koloraturen Schwierigkeiten hatte. Auch in der Gestaltung der Rolle blieb sie nicht sehr überzeugend. Ebensowenig war die Königin der Nacht von Miriam RYEN mit den Koloraturen auf guter Linie. Karl Michael EBNER gab einen soliden , aber nicht sehr profilierten Monostatos.

Obwohl Leopold HAGER ja ein sehr routinierter und geschätzter Dirigent ist, kam es an diesem Abend nicht zu einer richtigen Kommunikation zwischen Orchester, Dirigent und Sängern. Es ist kein spektakulärer Einstieg in das Mozartjahr gewesen, aber ein Abend, der gefiel, und eine Aufführung, die man durchaus wieder besuchen kann. EH