„I PURITANI“ - 30. März 2005

Am Dirigentenpult stand Frédéric CHASLIN mit großem persönlichen Einsatz aber ohne dem Werk einen besonderen Charakter bzw. Note zu geben.

Besonderen Augenmerk legte man am Besetzungszettel dem Arturo von Juan Diego FLOREZ, und es gab natürlich die größten Erwartungen. Ich für meinen Teil war allerdings enttäuscht. Zum einen war seine Darstellung vollkommen emotionslos, zum anderen ist seine stimmliche Ausarbeitung der Rolle nur darauf ausgerichtet gewesen, alle, aber auch alle Spitzentöne in höchster Qualität abzuliefern. Das ist ihm auch gelungen. Nur, das war mir zu wenig. Das ist Technik, oder wenn man es anders nennen will, Artistik.

Statt der im Jahresprogramm angesetzten Stefania Bonfadelli sang Elena MOSUC die Rolle der Elvira. Teilweise hatte man bereits sehr gute Aufführungen mit ihr gehört, aber ihre Leistung als Elvira hat dann die in sie gesetzten Erwartungen sogar noch übertroffen. In allen Phasen der Rolle ist sie mit einer sehr gut geführten Stimme präsent, und die vielen hohen Töne dieser Rollen kommen makellos, ohne Brüche und Schärfe aus der Kehle. Ein wahrer Gewinn in diesem Repertoire.

Sir Giorgio, Elviras Onkel, wurde von Alastair MILES durchaus ordentlich gesungen, aber weder die Stimme noch der Ausdruck des Sängers können mich begeistern. Ich habe bislang von dem Sänger noch keine Rolle gehört, die sich zu einem Erlebnis entwickelt hätte.

Roberto FRONTALI kehrte nach einigen Jahren der Absenz wieder nach Wien zurück und könnte mit seinem rauhen, kräftigen Bariton erfreuen, aber nicht uneingeschränkt. Die erste Arie des Riccardo, die von seiner Liebe zu Elvira erzählt, hätte einiges mehr an Schmelz und Weichheit abverlangt. Hier war der Sänger zu auftrumpfend und laut. Hingegen war das große Duett mit Sir Giorgio sehr dynamisch und ausdrucksstark.

Die weiteren Rollen: Lord Walton (Januzs MONARCHA, ein dunkler Baß, ein würdiger Vater), Enriquetta (Adrineh SIMONIAN debütierte in der nicht sehr aussagekräftigen Rolle), Sir Roberton (rollendeckend Benedikt KOBEL).

Es gab frenetischen Applaus für Frau Mosuc, ebensolchen für Juan Diego Florez, woraus man wieder sieht, daß ein guter Name und vorzügliche Leistungen in anderen Bereichen die meisten Zuhörer und Fans (deren gab es viele in der Vorstellung) leicht verblendet. EH