"DIE ZAUBERFLÖTE" - 12. April 2006

Zum Mozartjahr war es interessant zu sehen, was die Volksoper dazu beitragen konnte. "Die Zauberflöte" bot eine gute Gelegenheit, zumal Daniel Inbal, Assistent des Chefdirigenten Leopold Hager, am Pult angekündigt war. Helmuth LOHNER - berühmt-berüchtigter Frosch in der "Fledermaus" der achtziger Jahre - zeichnete für die Inszenierung, und es war zu befürchten, daß alles outriert sein könnte. Überraschenderweise war die Inszenierung sehr geschlossen und diskret. Ganz auf den Weisheitsaspekt des Werks zugeschnitten, im magischen, geschickt verwandelbaren Bühnenbild von Johan ENGELS und den schönen Kostümen von Marie-Jeanne LECCA, mit einer wirklichen riesigen Schlange zu Beginn und surrealistischen "wilden Tiere", kam die Aufführung dem Ideal des Singspiels und der Aufklärung nahe.

Das Priester-Konklave in einem Observatorium abzuhalten, mit Sarastro an einem riesigen Fernrohr, ist eine blendende Idee. Eine der sich schließenden Wände bei der Wasser- und Feuerprobe blieb zwar stecken, aber so etwas passiert. Die Projektion von Paminas Bild zu Tamino Bildnis-Arie war nicht notwendig. Der Auftritt der Königin der Nacht, die, nur weil sie "Oh zitt're nicht" singt, zur Parkinson-Kranken gemacht wurde, ist eine etwas kindische Interpretation, abgesehen davon, daß sich das ja auf Tamino bezieht. Friedrich ROM hatte ein geschicktes Lichtdesign geschaffen, das durch Projektionen auf Zwischenvorhänge magische Verwandlungen schuf.

Überraschenderweise sagte Inbal ab, und Elisabeth ATTL kam wieder zum Zug. Die musikalisch schwierige und komplexe Oper scheint der jungen Dirigentin keinerlei Schwierigkeiten zu bereiten. Sie musizierte mit hörbarer Liebe zu dem Werk in perfektem Mozart-Stil eine klare, transparente Interpretation und setzte die richtigen musikalischen Akzenten. Das oft geschmähte ORCHESTER DER VOLKSOPER spielte tadellos, mit Grazie und Ernst zur Sache. Der 1. Auftritt der Königin der Nacht war ebenso dramatisch aufregend wie Sarastros Arien und die Priesterchöre würdig und Papagenos Lieder volkstümlich waren. Den Namen der jungen Dirigentin sollten sich Operndirektoren größerer Häuser merken! Die PRIESTERCHÖRE wurden von Thomas BÖTTCHER eindrucksvoll geleitet.

Die jungen Sänger waren der Herausforderung der philosophischsten Oper Mozarts durchwegs gewachsen. Der Sarastro von Kaiser NKOSI war würdevoll und strahlte mit seinem warmen, gut geführten Baß Autorität und Verständnis aus. Mathias KLINK war ein stimmkräftiger und prächtig singender Tamino, der auch ausgezeichnet spielte. Lars WOLDT war ein recht fideler Sprecher, der sich mit seinem 1. Priester Christian DRESCHER gut verstand und das Duett "Bewahrtet Euch vor Weibertücken" recht vergnügt sang.

Als Königin der Nacht war Ekaterina LEKHINA der halsbrecherischen Rolle völlig gewachsen. JenniferO'LOUGHLIN war Pamina, die der Feenprinzessin überzeugende Innigkeit verlieh. Das Duett mit Papageno war rührend und intensiv gesungen. Zumal Daniel SCHMUTZHARD ein Papageno war, der nicht die Rolle verblödelt, mit einer prachtvollen Stimme, die einen zukünftigen Kavaliersbariton ankündigt. Daniela FALLY als Papagena war ebenfalls diskret und nicht geil, wie man es bisweilen erlebt.

Ein stattlicher Monostatos war Wolfgang GRATSCHMAIER, überdurchschnittlich stimmgewaltig für die Rolle des feigen Bösewichts. Daniela DOTT, Andrea MARONN und Andrea BÖNIG in schönen Kleidern waren die drei Damen. Eugene AMESMANN und Sorin COLIBAN waren die beiden Geharnischten und fungierten als Eckpfeiler der Schiebewände in ein paar Meter Höhe. Die Drei Knaben waren hübsch singende WIENER SÄNGERKNABEN, die als Straßenbuben verkleidet (einer mit Teddybär!), ein amüsantes Komplement boten.

Die Volksoper hat sichtlich ein Ensemble ausgezeichneter junger Sänger. Viele werden sicher demnächst abgeworben werden. Diese Aufführung der "Zauberflöte" war eine der geschlossensten und schönsten, die ich gesehen habe. Das großteils junge Publikum spendete begeisterten Beifall. wig.