„SONNAMBULA“ - 8. April 2005

Die Produktion, welche anfangs 2002 Premiere hatte, gelangte nun zur Wiederaufnahme. Von der ursprünglichen Besetzung blieb einzig Valeriy MURGA als Alessio übrig. Elena MOSUC trat mit ihrem Rollendebüt in die Fußstapfen von Edita Gruberova, der vielgerühmte Joseph CALLEJA übernahm den Part des Elvino von Piotr Beczala und Giorgio GIUSEPPINI (ebenfalls ein Rollendebüt) jenen des Conte Rodolfo von Roberto Scandiuzzi.

Mit Wehmut dachte ich an die Premieren-Besetzung zurück; mit einer Ausnahme: Elena Mosuc! Es war ein grandioses Rollendebüt, auch wenn noch einige winzige Unsicherheiten zu verzeichnen waren. Mosuc vermag sowohl die virtuosen Koloraturen spielend zu bewältigen wie auch die abgrundtiefe Verzweiflung glaubhaft zu verkörpern. Ihr warmer, farbiger Sopran nimmt mich immer wieder für sie ein - und im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin vermag sie mich zu berühren, sie gibt nicht „nur“ technisch perfekte Kabinettstücke zum Besten, sondern kann ihr Leiden packend vermitteln.

Was der „Hype“ um Joseph Calleja soll, ist mir nach dem gestrigen Abend absolut unverständlich. Er verfügt zwar über gute Grundlagen (Material etc.), für einen noch nicht mal Dreißigjährigen besitzt er aber bereits ein stark ausgeprägtes Vibrato, und die Stimme „sitzt falsch“, was zu sehr nasalen Tönen führt. Ausgesprochen rein singt er auch nicht immer! Da es sich bei ihm nicht um ein Rollendebüt handelte, können das keine Nervositätserscheinungen gewesen sein - aber, wie so oft: Dem Publikum gefiel’s!

Auch Giorgio Giuseppini überzeugte mich als Conte überhaupt nicht; eine in meine Augen häsßliche Stimme, mit offenen Vokalen, spröde - und von Sinnlichkeit auch in der Darstellung keine Spur. Allerdings sieht er sehr elegant und gut aus, so daß man zumindest versteht, warum die Damen von ihm angetan sind.

Sehr schön wurde hingegen die Lisa von Christiane KOHL interpretiert. Ein glockenheller, leichter Sopran - von dem sicherlich noch einiges zu hören sein wird. Auch die Teresa von Irène FRIEDLI, mit ihrem tiefen Alt gesungen, gefiel mir sehr.

Das Dirigat von Pier Giorgio MORANDI hingegen war laut, undifferenziert und 08/15! Da läßt sich noch einiges verbessern. CHOR und ORCHESTER sangen und spielten jedoch einwandfrei.

Die Inszenierung von Grischa ASAGAROFF ist von ihm selbst mit Liebe zum Detail wieder einstudiert worden; ein großer Wurf ist sie jedoch immer noch nicht. (Offensichtlich war er auch noch nicht zufrieden mit dem Bühnengeschehen, da er in seiner Loge Seite um Seite an Kommentaren aufschrieb...) Ein hübsches Dekor, schön drapierte Chorsänger, wenig Personenregie - kurz: Die Inszenierung tut nicht weh, bringt aber auch keine neuen Erkenntnisse.

Das Interessanteste war noch, von meinem Platz im 2. Rang seitlich beobachten zu können, wie sich hinter einem Gaze-Vorhang die Bühnenarbeiter bemühten, ein von den Pyrotechnikern entzündetes kleines Feuer wieder zu löschen... Chantal Steiner